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Apr 2019
von Andreas Will

Virtual Reality auf Messen – Möglichkeiten, Kosten und Erfahrungen

Virtual Reality auf Messen - Möglichkeiten, Kosten und Erfahrungen

Virtual Reality Technologie ist ein unaufhaltsamer Megatrend – auch auf Messen und Events, um den Besuchern ein eindrückliches und immersives Erlebnis zu bieten. Der Benutzer taucht mit VR vollständig in Ihre Marken- und Produktwelt ein und macht dabei einmalige Erfahrungen.

Welche Möglichkeiten bietet Virtual Reality auf Messen, mit welchen Kosten ist zu rechnen und wie sehen die Erfahrungen im Praxiseinsatz aus? Für das Live Kommunikation-Magazin Expodata wurde Andreas Köster von Garamantis interviewt.

Expodata: VR ist ein Trend. Dennoch haben nur wenige Unternehmen Erfahrung mit dieser neuen Form der Kommunikation. Für welche Art von Produkten oder Dienstleistungen eignet sich der Einsatz von VR während einer Messe grundsätzlich?

Andreas Köster: Virtual Reality eignet sich besonders für Produkte und Dienstleistungen, die nicht am Messestand selbst gezeigt werden können. Dazu gehören beispielsweise Industrieanlagen oder Immobilien. Einfach alles, was zu groß oder zu komplex ist, um in der realen Welt ausgestellt zu werden. Umgekehrt kann VR auch einen Blick in winzige Produkte oder sonst unzugängliche Bereiche ermöglichen, wenn man beispielsweise an ein Uhrwerk oder an Bohrmaschinen denkt, die tief unter der Erde arbeiten. Eine virtuelle Umgebung bietet sich auch an, wenn es viele verschiedene Produktkonfigurationen gibt. Diese kann der Besucher dann selbst zusammenstellen und im Zusammenhang betrachten.

Virtual Reality für Messen und Events planen

Wie muss ich grundsätzlich vorgehen, wenn ich mich als «Ihr» Kunde für diese Art von Technologie entscheide? Wie läuft der Planungsprozess ab?

Bisher haben nur wenige Unternehmen eigene Erfahrungen mit Virtual Reality auf Messen und Events gesammelt. Bei vielen anfragenden Agenturen und Unternehmen ist das Vorwissen gering und die eigenen Vorstellungen passen manchmal nicht zu den technischen Möglichkeiten. Das ist bei einer neuen Technologie ganz normal. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass es überhaupt einen Planungsprozess gibt, in dem alle für den Unternehmensauftritt verantwortlichen Personen mit ihren Wünschen und Fragen zu Wort kommen und ein sinnvolles Konzept entsteht, mit dem die Messeziele erreicht werden. Es gibt leider viele Beispiele, bei denen ein cooles VR-Spiel gezeigt wird, das aber nichts mit dem Unternehmen zu tun hat. Ebenso gibt es VR-Umgebungen, die sich zwar mit dem Produkt beschäftigen, aber eher langweilig sind und keine Überraschungseffekte bieten, die im Kopf bleiben.

Was können Sie Ihren Kunden alles anbieten? Welches Spektrum umfasst Ihre Dienstleistungspalette?

Mit Garamantis versuchen wir, die Barriere zwischen Mensch und Technik so gering wie möglich zu halten und einen intuitiven und spielerischen Zugang zu schaffen. Dabei verstehen wir uns als Full-Service-Dienstleister. Das heißt, wir beginnen mit einer schnellen Konzeptentwicklung. Dabei stellen wir uns Fragen nach den Zielgruppen, der kommunikativen Botschaft und der Wirtschaftlichkeit. Ist die zündende Idee gefunden, setzen wir das Projekt weitgehend eigenständig um. Dazu gehören insbesondere die technische Planung, das Design, die Softwareentwicklung und die Integration der Inhalte. Zum vereinbarten Termin bauen wir die Technik vor Ort auf und weisen das Standpersonal ein.

Virtual Reality auf Messen - Vorteile und Nachteile

Vorteile und Nachteile von Virtual Reality am Messestand

Welche konkreten Vorteile bietet mir VR?

Zurzeit haben unsere Kunden noch den Vorteil, dass sie aus der Masse der Messestände hervorstechen – durch die Neuheit der Technologie. Da es trotz PlayStation VR und anderen Einsteigersystemen für den privaten Gebrauch noch immer viele Zielgruppen gibt, die noch nie eine professionelle VR-Umgebung erlebt haben, kann man für diese ein unvergessliches Erlebnis schaffen. Dieser Vorteil wird sich mit zunehmendem Einsatz auf Messen jedoch bald auflösen.

Die langfristigen Möglichkeiten von Virtual Reality liegen darin, dass die Technologie eine maximale Intensität für die menschlichen Sinne bietet. Man spricht hier von Immersion, also dem Eintauchen in die virtuelle Umgebung. Jede kleine Bewegung des Kopfes und jede Veränderung des Blickwinkels wird ohne Zeitverzögerung als realistisches Feedback an die Augen zurückgegeben. Ich kann mich frei im Raum bewegen, meine Hände und virtuelle Gegenstände benutzen und bin auch auditiv in der VR. In einigen Projekten werden sogar Geruch, Temperatur und haptische Erfahrungen in die VR integriert. Kurzum: Als Unternehmen bin ich erstmals in der Lage, das Umfeld meiner potenziellen Kunden genau so zu gestalten, wie ich es mir wünsche.

Gibt es auch Nachteile, die ich in meine Überlegungen einfließen lassen muss?

Ja, bei all den genannten Vorteilen gibt es auch einige Nachteile, über die man sich im Vorfeld im Klaren sein sollte. Die Erstellung einer virtuellen Realität ist kosten- und personalintensiv. Außerdem können mit einer einzigen VR-Brille nur relativ wenige Besucher selbst davon profitieren. Die anderen Besucher können nur indirekt teilnehmen, indem sie den Blickwinkel des Benutzers auf einem zusätzlichen Bildschirm verfolgen. Bis ein neuer Nutzer die Brille aufgesetzt hat und eingewiesen wurde, vergeht einige Zeit. So kann eine VR-Station zwar ein interaktives Highlight auf dem Messestand sein und Aufmerksamkeit erregen, aber keine Massen an Nutzern bedienen. Für B2B-Veranstaltungen mit ausgewählten Geschäftskunden ist die Technologie jedoch ideal.

Einsatzmöglichkeiten von VR für Unternehmen

Ist die gesamte Technologie heute schon auf einem ausgereiften Stand oder stehen wir erst am Beginn der denkbaren Möglichkeiten?

Beides. Der Stand der Technik ist heute schon beeindruckend und wird sich in den nächsten Jahren noch schneller entwickeln. Die HTC Vive Pro beispielsweise bietet eine große kabellose Bewegungsfreiheit im Raum, eine hohe Auflösung und eine präzise Sensorik. Schon nach kurzer Zeit hat man das Gefühl, vollständig in der virtuellen Realität angekommen zu sein.

Wie realitätsnah das Erlebnis heute schon ist, zeigt eine Anekdote: Wenn wir in unserem Berliner Showroom Gäste empfangen, um ihnen interaktive Messetechnologien zu präsentieren, laden wir sie ein, auch unsere VR-Station auszuprobieren. In der Demo-Software fährt man mit einem Aufzug in ein Hochhaus. Die Fahrstuhltür öffnet sich und der Benutzer blickt in die Tiefe einer Häuserschlucht. Vor ihm liegt nur ein schmales Holzbrett. Viele unserer Gäste trauen sich nicht hinaus – obwohl sie wissen, dass sie in unserem Showroom festen Boden unter den Füßen haben!

Kosten von Virtual Reality auf Messen

Die meisten neuen Technologien sind mit hohen Kosten verbunden. Kostet der Einsatz von VR am Messestand ein kleines Vermögen?

Die Kosten sollte man im Verhältnis zum Nutzen sehen. Natürlich kostet eine VR-Station, bestehend aus einer Brille mit Hand-Controllern, einem leistungsstarken PC und einem großen Bildschirm, einige tausend Euro. Insbesondere die einmalige Entwicklung einer individuellen VR-Umgebung, die das eben angesprochene Konzept realisiert, ist mit erheblichen Kosten verbunden. Dafür hat das Unternehmen jedoch ein echtes Highlight auf der Messe und die ausgewählten Benutzer behalten die Erfahrung lebhaft in Erinnerung. Der Erfolg steht und fällt bereits mit dem Planungsprozess, der die geeignete Software und auch die Hardwareauswahl festlegt. Ein einmal eingerichtetes System kann für viele Messeeinsätze genutzt werden und ist sehr effizient.

Welches sind bisher die außergewöhnlichsten Umsetzungen, die Sie begleiten durften?

Im letzten Jahr hatten wir ein spannendes Projekt für die Technische Universität Braunschweig, bei dem wir eine von uns entwickelte VR-Umgebung über eine Echtzeit-Schnittstelle an eine Multitouch-Installation gekoppelt haben. Konkret stehen dabei mehrere Benutzer um einen großen Multitouch-Tisch herum und platzieren gemeinsam Maschinen und Fahrzeuge in einer Fabrikhalle. Sie planen und simulieren so eine ganze Fertigungsanlage. Einer der Benutzer steht mit der VR-Brille dabei quasi mitten in der Fabrikhalle und sieht sämtliche Arbeitsschritte aus erster Perspektive. Über die Hand-Controller kann er ebenfalls Maschinen platzieren und bewegen, was sich wiederum in Echtzeit auf dem Multitouch-Tisch widerspiegelt. Da die Kopplung per Netzwerk realisiert wurde, müssen der Multitouch-Tisch und die VR-Umgebung nicht am selben Ort sein, sondern könnten auch auf unterschiedlichen Kontinenten stehen. Die TU Braunschweig präsentiert sich mit diesem Setup vor Experten für Fabrikplanung und hat damit sehr gute Erfahrungen gemacht.

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